„KI & Wir: Verstehen, Erleben, Diskutieren“ lautete der Titel eines gemeinsamen Aktionstags der Volkshochschule (VHS) und der Fachhochschule Dortmund. Sechs Vorträge und zahlreiche Ausstellungsstücke zum Erleben und Ausprobieren boten allen Interessierten einen facettenreichen Über- und Ausblick hinter die Kulissen der Künstlichen Intelligenz (KI).
Angst vor der KI muss niemand haben. Das betonte im ersten Vortrag am Samstag, 11. November 2023, im VHS-Gebäude an der Dortmunder Kampstraße Dr. Matthias Begenat, Leiter der Wissenschaftskommunikation am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum. Menschen, die schon Erfahrungen mit KI-Programmen wie ChatGPT gemacht haben – so das Ergebnis einer Studie –, schätzen die Vorteile der neuen Technik höher und die Gefahren als beherrschbarer ein.
Mit anderen Worten: KI ist ein mächtiges Werkzeug, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Diese Überzeugung lag auch den anderen Beiträgen des Tages zugrunde. Design-Professorin Pamela Scorzin von der FH Dortmund stellte eindrucksvolle künstlerische Arbeiten vor, die mithilfe von KI bisher Unmögliches beinhalteten: zum Beispiel den „Pollinator Pathmaker“ der britischen Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg, der kostenlos individuell maßgeschneiderte Gärtenpläne entwirft, und zwar so, wie Bienen und andere Bestäuberinsekten es tun würden.
KI in Arbeit und Bildung
Brauchen wir selbst jetzt, wo die KI in vielen Berufen mitarbeitet, neue Fähigkeiten, um mitzukommen? Allerdings, sagte Marina Klostermann von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, in ihrem Vortrag. Und sogar dafür gibt es eine KI – Marina Klostermann erklärte, wie diese Software bei der Entwicklung der nötigen Kompetenzen helfen kann.
Die Schüler*innen an den Schulen und Hochschulen hätten die leistungsfähigen Schreibprogramme wie ChatGPT längst für sich entdeckt, bestätigte der Informatiker Prof. Dr. Christoph M. Friedrich von der FH Dortmund. Die KI-Hilfe bei Hausaufgaben, Aufsätzen und sogar Abschlussarbeiten lasse sich nicht mehr verhindern. Der einzig vernünftige Weg sei der konstruktive Umgang, also Aufklärung über Urheberrechte und Datenschutz, über Stärken und Schwächen der Programme sowie die Pflicht zur Offenlegung, inwieweit KI bei der Erstellung von Arbeiten mitgewirkt hat.
Schreibt KI jetzt die Zeitung?
Dass auch in den Nachrichtenmedien mit KI experimentiert werde, berichtete Journalist Matthias Langrock, langjähriger Zeitungsredakteur und Mitglied der Chefredaktion bei Lensing Media (Ruhr Nachrichten). Dort gelte das Credo, KI zum Beispiel für Routinearbeiten einzusetzen, allerdings nur unter strenger Kontrolle durch ausgebildete Redakteur*innen. Alle wichtigen Arbeiten und die Verantwortung liegen, betonte er, weiterhin ausnahmslos beim Menschen.
„Die Themen haben sich sehr gut ergänzt. Alle Vortragenden hatten ihre eigene Perspektive und haben sie anschaulich, profund und originell dargelegt“, fasst VHS-Direktor Stephan Straub zusammen. „Als VHS ist es unser Auftrag, allen Menschen relevantes Wissen anzubieten, und zwar mit wissenschaftlicher Expertise und trotzdem für alle verständlich. In Kooperation mit der FH Dortmund hat das wunderbar funktioniert.“
Für Prof. Dr. Tamara Appel, Rektorin der FH Dortmund, ist es „ein wichtiger Teil unseres Selbstverständnisses, die Erkenntnisse unserer Forschenden und Lehrenden den Menschen in der Stadt und der Region zur Verfügung zu stellen und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen. Deswegen haben wir diese Gelegenheit sehr gern wahrgenommen, zumal die Künstliche Intelligenz ein für das künftige Leben besonders entscheidendes Thema ist.“
Interaktive Design-Ausstellung
Das große Foyer der VHS bespielten die Dozentin Claudia Mai und Studierende vom Fachbereichs Design der FH Dortmund. Sie führten alle Interessierten in Bild-erstellende KI-Programme ein und präsentierten studentische Arbeiten, die auf unterschiedliche Weise mit KI entstanden sind. Das KI-Labor der VHS ergänzte die interaktive Ausstellung mit vielen weiteren Technik-Beispielen. Die Musiker Tommy Finke und Celso Machado unterlegten die Veranstaltung mit erlesener, handgemachter, elektronischer Musik.
Zum Abschluss sprach Tech-Journalist Thomas Riedel über die möglichen, wahrscheinlichen und bereits etablierten Anwendungen von KI in dem riesigen, virtuellen Raum namens „Metaverse“, der nächsten Evolutionsstufe des Internets, das zurzeit von vielen großen Unternehmen erforscht und entwickelt wird.
Den Aktionstag „KI & Wir“ besuchten etwa 250 Menschen. Der Eintritt und alle Angebote waren für die Besuchenden kostenlos. Eine Fortsetzung ist für 2024 geplant.