Eine innovative Idee. Reichlich Durchhaltevermögen in vier Jahren Entwicklungs- und Testzeit. Jetzt kommt das fertige Produkt auf den Markt. Das interdisziplinäre Start-up „STEETS“ aus drei Studierenden der Fachhochschule Dortmund sowie der Universität und der Hochschule Paderborn launcht die finale Version ihrer Abstellhilfe für Gehhilfen auf der OTWorld, der Leitmesse für Orthopädie- und Rehabilitationstechnik.
„Geschafft“, sagt Phil Janßen. Er hält einen überraschend kleinen Pappkarton in der Hand. Darin: die technische Lösung, die Millionen Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind, das Leben erleichtern sollen. Das Modul mit vier kleinen Standbeinen verhindert, dass Gehstützen umfallen. Sie können mit einer einfachen Handbewegung im freien Raum abgestellt werden. „Sobald die Gehstütze wieder mit dem Körpergewicht belastet wird, schließt sich das System dank der intelligenten Mechanik vollautomatisch von selbst“, erklärt Phil Janßen. Europäische Gehstützen können mit dem „STEETS“-Modul einfach nachgerüstet werden.
Reha-Klinik begleitete Start-up bei der Entwicklung
„Die vergangenen Jahre waren wirklich ein Ritt“, berichtet Phil Janßen. Er studierte bis vor Kurzem im Bachelor und Master Design an der FH Dortmund. Zuletzt sorgte sein Kino-Spot gegen Sexismus im öffentlichen Raum mit Sport-Moderator Frank Buschmann in Dortmund für Aufsehen. Sein größtes Projekt aber ist „STEETS“. Nachdem er in der Familie mehrfach mit ansehen musste, wie umfallende Gehhilfen den Alltag erschweren, packte ihn der Tüftler-Geist. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsingenieur und Biomedizintechniker Thorben Engel, einem alten Schulfreund, und dem Betriebswirtschaftler Philipp Battisti entwickelte er die Idee für die Abstütze der Gehstütze. 2022 hatten sie den ersten Prototypen fertig. Jetzt – am 14. Mai 2024 – wird das STEETS-Modul auf der OTWorld in Leipzig, der Leitmesse für Orthopädie- und Rehabilitationstechnik, offiziell vorgestellt.
„Wir haben in den vergangenen Jahren intensiv mit Ärzt*innen, Therapeut*innen und Menschen, die Gehhilfen nutzen, zusammengearbeitet“, sagt STEETS-Entwicklungsleiter Thorben Engel. Ein wichtiger Partner war die auf Rehabilitation spezialisierte Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in NRW. Chefarzt Prof. Dr. med. Klaus M. Peters hat das junge Start-up begleitet und lobt die Idee gerade auch mit Blick auf die Sturzprävention. „Das sorgenfreie Abstellen der Gehstütze im freien Raum trägt nicht nur dazu bei, den Alltag Betroffener zu erleichtern, sondern es ermöglicht den Nutzenden ebenfalls, die Gehstütze dank der STEETS-Abstellhilfe sicher und schnell greifen zu können, falls sie das Gleichgewicht verlieren“, so Prof. Peters.
Passt auf jede europäische Gehstütze
„Das STEETS-Modul passt auf nahezu jede Gehstütze und kann mit dem mitgelieferten Montage-Set mühelos verbaut werden“, erklärt Philipp Battisti. Über einen kleinen Hebel unterhalb des Griffs wird das Abstell-Modul aktiviert. Die Gehstütze steht sicher. „Allein in Deutschland sind jedes Jahr circa 3,5 Millionen Menschen auf Gehhilfen angewiesen“, ergänzt er. Bereits vor dem offiziellen Produkt-Launch sei die Nachfrage groß. Denn das Team hat sich in den vergangenen Jahren bei vielen Wettbewerben bereits einen Namen gemacht. STEETS überzeugte etwa beim iCapital-Award für junge Gründer in Dortmund und bei greenhouse.ruhr, dem Gründungswettbewerb von FH und Wirtschaftsförderung. Zuletzt bekam das Start-up im April einen OWL-Innovationspreis der OstWestfalenLippe GmbH.
Erdme Brüning, Gründungslotsin der FH DortmundSTEETS zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit ist, um etwas Neues auf die Beine zu stellen.
Der Gründungsservice der FH Dortmund hat das Start-up unter anderem bei der Markt- und Patentrecherche unterstützt. „STEETS zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit ist, um etwas Neues auf die Beine zu stellen“, sagt Erdme Brüning, Gründungslotsin der FH. Jeder der drei Gründer bringe wichtiges Fachwissen in das Start-up ein, um es zum Erfolg zu führen. „An der FH Dortmund gibt es inzwischen mit SQuArE an der Lindemannstraße (Öffnet in einem neuen Tab) eine Anlaufstelle, um potenzielle Gründer*innen bei der Entwicklung ihrer Ideen zu unterstützen – mit technischem Gerät und Beratung“, ergänzt Erdme Brüning. Diese Einrichtungen dienten auch der Vernetzung und dem interdisziplinären Austausch. Hier treffen Studierende und Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen aufeinander. Auch das FabLab am Campus Sonnenstraße (Öffnet in einem neuen Tab) bietet Studierenden, Beschäftigen sowie Gästen der FH Dortmund Unterstützung bei der Umsetzung eigener Ideen und Projekte.