Wie ist es um die Gesundheitsversorgung von Menschen in Haft bestellt? Mit diesem Thema hat sich das Y-Kollektiv, ein Web-Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, beschäftig. Autorin Anne Thiele begleitet für ihren Film die Diplom-Kriminologin Prof. Dr. Christine Graebsch. Sie ist Expertin für Expertin für Straf- und Migrationsrecht und lehrt am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der FH Dortmund. Die knapp 30-minütige Dokumentation ist auf mehreren Kanälen frei zugänglich abrufbar.
Im Gefängnis gehe es primär um Bestrafung und Verwahrung und nicht um Unterstützung und Versorgung. Ein Indiz dafür: Die Kosten für die medizinische Versorgung von Inhaftierten sind deutlich niedriger als außerhalb der Gefängnismauern, berichtet etwa die taz (Öffnet in einem neuen Tab) . Dabei sind Menschen in Haft in der Regel kränker als Menschen in Freiheit. Viele von ihnen kommen aus Armut oder sind drogenabhängig. Ihre Versorgung ist gesetzlich geregelt. Doch es gebe eine Lücke zwischen den rechtlichen Ansprüchen der Gefangenen auf Gesundheitsversorgung und der tatsächlichen Praxis, betont Prof. Graebsch.
An der FH Dortmund leitet die Juristin das Strafvollzugsarchiv, eine Institution, die über die Realität in Gefängnissen aufklären will. FH-Studierende unterstützen sie dabei. Das Strafvollzugsarchiv bietet auch kostenfreie Rechtsberatungen für Gefangene an. Dabei geht es immer wieder um Gesundheitsthemen. Christine Graebsch kritisiert, dass die Justizvollzugsanstellten nicht in der Lage seien, eine adäquate medizinische Versorgung der Häftlinge sicherzustellen. Dies betreffe insbesondere chronisch kranke Menschen und solche mit psychischen Erkrankungen. Sie fordert daher unter anderem eine bessere personelle Ausstattung der Gefängnisse und den Ausbau von präventiven Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
Die Dokumentation des Y-Kollektivs begleitet auch eine Krankenpflegerin in ihrem Alltag in einer Justizvollzugsanstalt. Sie wurde zuletzt unter anderem auf Tagesschau24 ausgestrahlt.