Mit seinem Porträt über eine ambitionierte Freiwasser-Schwimmerin hat Film-Student Miguel Temme nicht nur das Bachelor-Studium an der FH Dortmund erfolgreich abgeschlossen. Bei den 34. Bamberger Kurzfilmtagen, Bayerns ältestem Kurzfilmfestival, sicherte er sich jetzt auch die Auszeichnung für die beste Dokumentation sowie den Publikumspreis. Belohnung: zweimal 1.000 Euro und zwei Zentauren-Trophäen in Gold.
An die Urlaube in Nordfrankreich, als Kind mit seinen Eltern, kann sich Miguel Temme noch sehr gut erinnern. Schon damals staunte er über die Wagemutigen, die zwischen Calais und Dover durch die Fluten des Ärmelkanals schwammen. „An diese Erinnerungen wollte ich anknüpfen für das Thema meines Abschlussfilms“, erzählt der heute 28-Jährige. In einer Facebook-Gruppe rund um das Kanalschwimmen machte er sich auf die Suche – und fand schließlich die Protagonistin für seine Dokumentation „Open Water“: Nikki aus Manchester.
„Nikki hatte ursprünglich niemals daran gedacht, dass sie eine erfolgreiche Sportlerin sein könnte“, erzählt Miguel Temme. „Sie war nie wirklich sportlich und entspricht auch nicht dem typischen Bild einer Athletin.“ Trotzdem stellte sie sich der Herausforderung, in offenen Gewässern zu schwimmen – unter extremen Bedingungen mit eisigen Seen und anspruchsvollen Meerengen. „Dabei entdeckte sie die unglaubliche Stärke und Widerstandsfähigkeit ihres Geistes und Körpers“, so Miguel Temme. „Diese Erfahrungen, an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten zu glauben, gibt Nikki inzwischen an Kinder mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen weiter: Sie trainiert und begleitet sie als Teil eines Staffelteams, das den Ärmelkanal durchschwimmen möchte.“
23 beeindruckende Minuten
Das Publikum der Bamberger Kurzfilmtage und die Fachjury zeigten sich gleichermaßen begeistert von dem 23-minütigen Werk von Miguel Temme, der Buch, Regie und Schnitt übernommen hatte. Drehorte waren neben Manchester auch ein See im Lake District und die Küste von Wales. Sounddesign und Musik steuerte FH-Kommilitonin Melis Sarikaya bei, die damit ebenfalls ihren Bachelor-Abschluss machte. Außerdem beteiligt waren die FH-Studierenden Mattis Schulte (Kamera) und Jonas Borgloh (Produktion und O-Ton).
In der Laudatio der Jury für das „feinfühlige Porträt“ heißt es: „Der Film nimmt seine Protagonistin ernst und nähert sich ihr, ohne aufdringlich oder bloßstellend zu sein. In klaren und ruhigen Bildern werden ihre zwei Lebenswelten – zu Land und zu Wasser – visualisiert.“ Es handele sich um einen „ästhetisch überzeugenden Dokumentarfilm von gesellschaftlicher Relevanz, der sich abseits klassischer Rollenbilder bewegt.“