Über das Lehrgebiet
An welchen Orten fühle ich mich wohl? Was macht diese Räume attraktiv? Wo kristallisiert sich unser soziales Leben? Welche Qualitäten müssen öffentliche Räume und städtebauliche Strukturen haben, um belebt zu sein? Welche Teile von Stadt sind besonders langlebig und damit wertvoll? Um diesen Fragen näher zu kommen, versucht das Fach Städtebau einen ganzheitlichen Blick auf unsere Umwelt zu entwickeln. Städtebau analysiert dazu die Beziehungen von Gebäuden, Straßen, Wegen und Plätzen und setzt sich mit der Spannung zwischen baulichen und landschaftlichen Elementen auseinander. Das komplexe Gebilde Stadt wird auf den Ebenen Eigentumsverhältnissen, Verteilung der Nutzungen, Verdichtung, Belebtheit, Ruhe und viele andere Merkmale untersucht. Denn bevor wir in städtebauliche Strukturen eingreifen, sollten wir die bestehenden zunächst verstehen. Die Disziplin des Städtebaus ist mit den großen Wachstumsschüben während der Industrialisierung entstanden und hat sich lange vornehmlich mit Stadterweiterungen und Neubau beschäftigt. Heutige städtebauliche Aufgaben haben zunehmend die Veränderung bestehenden Strukturen im Hinblick auf sich ändernde Bedürfnisse und Leitentwicklungen wie Klimawandel, Bevölkerungsrückgang oder den Folgen internationaler Verflechtungen im Fokus.
Daraus resultieren unterschiedlichste Aufgaben wie die Revitalisierung von Industriebrachen, die Nachverdichtung in prosperierenden Metropolen, Rückbau in Schrumpfungsregionen, Qualifizierung von Park- und Landschaftsräumen, Belebung der Innenstädte, Aufwertung von defizitärer Stadtquartiere usw. Für diese Aufgaben suchen wir nach attraktiven, orientierungsgebenden Strukturen, Orten mit genius loci. Sie entstehen im gelungenen Zusammenspiel aller raumbildenden Teile wie Straßen, Gebäuden, Freiräumen und landschaftlichen Elementen. Ziel ist es, den Entwurf aus der Beschäftigung mit dem Vorgefundenen zu entwickeln und daraus ein starkes Konzept - für den Bestand und das Neue – herzuleiten: Wir suchen Selbstverständlichkeit und orientierungsgebende Markanz. Unsere Städte und Orte brauchen Neues und gleichzeitig die Fortsetzung des Bewährten. Dieses Denken und Agieren aus Perspektive des Gesamtzusammenhangs hat der italienische Architekt und Städtebauer Luigi Snozzi in die Grundformel gefasst: „Baust du einen Weg, ein Haus, ein Quartier, dann denke an die Stadt!“