Über das Projekt
Das im September 2017 gestartete gemeinsame Forschungsprojekt der Fachhochschule Dortmund (Prof. Dr. Renate Kastorff-Viehmann), der Technischen Universität Dortmund (Prof. Dr. Wolfgang Sonne) und der Philipps-Universität Marburg (Prof. Dr. Jörg Stabenow) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Der Architekt Peter Grund lässt sich in doppelter Hinsicht als exemplarische Figur verstehen: Zum einen verkörpert er in besonderer Weise eine architektonische Richtung, die das Architekturgeschehen in Deutschland während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in bemerkenswerter Kontinuität über drei politische Systeme hinweg mit bestimmte. Als erfolgreicher Praktiker begleitete Grund die prägenden Debatten der Zeit zumeist aus der zweiten Reihe und kann gerade deshalb als typischer Vertreter einer vielseitig anschlussfähigen Architekturströmung gelten, die jenseits politischer Zäsuren in Deutschland wirksam war. Zum anderen bietet das Forschungsvorhaben zu Peter Grund den seltenen Fall eines umfangreichen, alle Schaffensphasen dokumentierenden Architektennachlasses, wie er unterhalb der Ebene der ‚großen Meister‘ nicht häufig erhalten ist.
Die Erforschung der Arbeit Grunds gibt somit die Gelegenheit, über den schon für sich genommen aussagekräftigen Einzelfall hinaus grundsätzliche Einsichten über die ‚longue durée‘ in Architektur und Städtebau der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gewinnen. Auf diese Kontinuitätslinien richtet sich das überwölbende Interesse des Projekts.
Als Architekt und Städtebauer repräsentiert Peter Grund an drei Standorten prägende Phasen deutscher Geschichte und Kultur. Gebürtig in Pfungstadt bei Darmstadt, fand er sein erstes Wirkungsfeld ab 1923 in der expandierenden Ruhrmetropole Dortmund. In Bürogemeinschaft mit dem dort ansässigen Karl Pinno wurde er um 1930 zu einem außergewöhnlich erfolgreichen Wettbewerbsarchitekten. Eine zweite Station der Arbeit Grunds begann 1934, als er im Rahmen der nationalsozialistischen ‚Gleichschaltung‘ die Stelle des Direktors der Kunstakademie Düsseldorf erhielt. Aus dieser Position heraus fungierte er als künstlerischer Leiter der Ausstellung ‚Schaffendes Volk‘ 1937. Zu seinem dritten Wirkungsgebiet wurde Darmstadt, wo er 1947 – nach einer schnellen Entnazifizierung – das Amt des Oberbaudirektors übernahm und bis 1959 für den Wiederaufbau und die Neugestaltung des Stadtzentrums verantwortlich war.
Grundlage des Forschungsvorhabens ist die wissenschaftliche Erschließung des auf zwei Orte (Stadtarchiv Darmstadt und Fachhochschule Dortmund) verteilten Nachlasses. In Kooperation mit dem Stadtarchiv Darmstadt und dem Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW der TU Dortmund (A:AI, ab 2018 Baukunstarchiv NRW) werden die beiden Bestände digitalisiert und dadurch virtuell zusammengeführt.
Darauf aufbauend gilt das Forschungsinteresse vor allem drei Fragestellungen: den Netzwerken und institutionellen Strukturen, in denen Grund agierte (Projektteil Kastorff-Viehmann); der entwerferischen Arbeit Grunds im Kontext der dominierenden Strömungen deutscher Architektur in den 1920er bis 1960er Jahren (Projektteil Stabenow); der systematischen Analyse seines städtebaulichen Werks und der damit verbundenen Intentionen und theoretischen Begründungen (Projektteil Sonne). In der Synthese der drei Untersuchungsgebiete wird der Werklauf des Architekten zum Gegenstand einer Fallstudie, mit deren Hilfe übergreifende Prozesse und Problemfelder schärfer beleuchtet werden können.
Kooperationspartner
Stadtarchiv Darmstadt (Dr. Peter Engels)
Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW der TU Dortmund (Dipl.-Ing. Regina Wittmann)
Architekturmuseum der Technischen Universität München (Dr. Anja Schmidt)
Projektleitung
Prof. Dr. Renate Kastorff-Viehmann (Fachhochschule Dortmund)
Prof. Dr. Wolfgang Sonne (Technische Universität Dortmund)
Prof. Dr. Jörg Stabenow (Philipps-Universität Marburg)
Bearbeitung
Dipl.-Ing. Stephan Gudewer (Fachhochschule Dortmund)
Christian Klusemann M.A. (Philipps-Universität Marburg)
Ute Reuschenberg M.A. (Technische Universität Dortmund)
Dipl.-Ing. Dagmar Spielmann-Deisenroth (Technische Universität Dortmund)