Mit dem Forschungspreis werden hervorragende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geehrt,
- die auf einen besonders relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zielen,
- einen besonderen künstlerischen Anspruch haben,
- einen konkreten praktischen Anwendungsbezug oder eine besondere gesellschaftliche Bedeutung aufweisen,
- die einen Beitrag zu einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung der Technik bzw. der Gesellschaft leisten,
- die aus mehr jähriger, kontinuierlicher Forschungsarbeit in einem speziellen Fachgebiet erwachsen oder sogar fachbereichsübergreifende Fragstellungen, Methoden und Erkenntnisse verschiedener Wissenschaftszweige aufeinander beziehen,
die an der FH Dortmund bearbeitet wurden und bei deren öffentlicher Präsentation bzw. Veröffentlichung die FH Dortmund genannt wurde.
Preisträger*innen
2023
Den Forschungspreis 2023 erhielt Prof. Dr. Nicole Knuth vom Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften. Seit zehn Jahren forscht sie kontinuierlich zu Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung insbesondere zu deren Chancen auf Mitbestimmung sowie Unterstützung für Familien. Bei ihrer Forschungsarbeit steht die Partizipation von Eltern mit Kindern in stationären Erziehungshilfen im Mittelpunkt. Prof. Dr. Knuth untersucht in ihren Projekten, wie Kinder, Jugendliche und ihre Familien stärker beteiligt werden können, wenn sie eine Hilfe im Rahmen der Heimerziehung erhalten. Sie hat zum Beisipiel Erkenntnisse dazu gesammelt, wie Eltern die meist unfreiwillige Unterbringung ihres Kindes in einer Wohngruppe erleben und welche Auswirkungen dieses auf die Beteiligungsmöglichkeiten hat. Außerdem nimmt Prof. Dr. Knuth neue mediale Formen der Beteiligung in den Blick und untersucht die Anforderungen an eine Kinderrechte-App, die Jugendliche in der Heimerziehung dabei unterstützen soll, ihre Rechte besser zu kennen und durchsetzen zu können. Prof. Dr. Knuth konnte mit ihrer Forschung zeigen, dass Eltern in der Heimerziehung häufig eine gesellschaftliche Stigmatisierung erfahren und aus der Erziehung ihrer Kinder herausgedrängt werden. Mit und für Eltern in der Heimerziehung hat sie Modelle entwickelt, wie sie sich weiter am Leben ihrer Kinder beteiligen können, zum Beispiel durch "offene Besuchszeiten" für Eltern in der Wohngruppe oder durch Vernetzungsmöglichkeiten der Eltern untereinander. Ihre Projekte haben dazu beigetragen, dass Kommunen mittlerweile rechtlich verpflichtet wurden, Ombudsstellen für Eltern und Kinder aufzubauen sowie Selbstvertretungsorganisationen von Betroffenen zu stärken.
2022
Den Forschungspreis 2022 erhielt Prof. Dr. Hendrik Wöhrle aus dem Fachbereich Informationstechnik. Er arbeitet daran, künstliche Intelligenz mittels Edge-KI zum Wohle der Allgemeinheit nutzbar machen. Durch seine Forschung werden die Methoden der Künstlichen Intelligenz in kleinen eingebetteten Systemen etwa in den Bereichen des Internets der Dinge, der Robotik oder der Medizintechnik, einsetzbar.
Seit 2009 forscht Prof. Dr. Wöhrle an dem Einsatz von KI in eingebetteten Systemen. Seine Arbeiten dazu begann er am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und setzt diese seit 2019 an der FH Dortmund fort. Hier betrachtet er die neuesten Entwicklungen insbesondere aus dem Bereich des sog. Deep Learnings, in dem komplexe Neuronale Netze untersucht und für den Einsatz in Eingebetteten Systemen optimiert werden. Eine wesentliche Herausforderung bei dem Einsatz von Neuronalen Netzen in Eingebetteten Systemen ist es, die notwendige Rechenleistung bereitzustellen, da Neuronale Netze sehr rechenaufwändig sind. Hierzu entwickelt Prof. Dr. Wöhrle spezialisierte Hardware, die sich durch hohe Effizienz und niedrigen Energieverbrauch auszeichnet.
Prof. Dr. Wöhrle setzt die Hardware in verschiedenen Anwendungen ein. Im Bereich des Internets der Dinge geht es dabei z.B. darum, eine KI-optimierte Heizungssteuerung zu entwickeln, bei der die KI anhand der Nutzung eines Raumes die Zeiträume ableitet, wann geheizt werden muss und wann dies nicht der Fall ist. Eine andere Anwendung ist die Detektive von Krankheiten durch die KI-gestützte Analyse von Biosignalen, beispielsweise die Erkennung von Vorhofflimmern im Elektrokardiogramm von Patienten.
2021
Am 02. Dezember 2021 wurde im feierlichen Rahmen der akademischen Jahresfeier der Forschungspreis des aktuellen Hochschuljahres verliehen. Die Fördergesellschaft der Fachhochschule Dortmund würdigte in diesem Jahr zwei Professoren für ihre besonders anwendungsorientierte Forschung: Herrn Prof. Dr. Michael Karagounis aus dem Fachbereich Elektrotechnik und Herrn Prof. Dr. Yves Rosefort aus dem Fachbereich Maschinenbau.
Seit 2003 forscht Prof. Dr. Michael Karagounis zum Thema Entwurf integrierter Digital und Analog/Mixed-Signal CMOS Schaltungen in strahlenharter Ausführung mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung von 2010-2013 durch einen Wechsel in die Industrie.
In seinem Forschungsprojekt untersucht er genauer, wie Schaltungen in konventionellen CMOS Technologien, die auf Grund ihrer breiten kommerziellen Nutzung relativ günstig produziert werden können, so zu entwerfen sind, dass sie den harschen Umweltbedingungen, die im Large Hadron Collider vorherrschen, standhalten können. Dazu gehört eine akkumulierte Strahlungsdosis von einem Grad über die komplette Lebenszeit, niedrige Temperaturen von bis zu -50°C und magnetische Felder mit einer Fußdichte von zwei Tesla.
Dabei fand Prof. Karagounis heraus, dass elektrische Systeme, die wie eine Weihnachtsbaumbeleuchtung seriell verschaltet werden, eine wesentliche höhere Energieeffizienz erreichen als bei paralleler Versorgung. Sie können leichter in strahlenharter Ausführung realisiert werden als z. B. bei Versorgungsansätzen, bei denen die elektrische Energie bei erhöhter Spannung verteilt wird und in örtlicher Nähe zum Verbraucher in eine niedrige Spannung heruntergewandelt wird. Kaskadierte Core-Transistoren mit dünnem Gate-Oxid ermöglichen die Handhabung hoher Spannungen bei gleichzeitig hoher Strahlenresistenz.
Prof. Dr. Yves Rosefort forscht seit 2008 auf dem Gebiet der Fahrzeugantriebe. Dabei untersucht er wie CO2-Emissionen in der Gesamtkette bei Mobilitätskonzepten verringert werden können. Hierbei werden auch die Emissionen für den vollständigen Lebenszyklus, also für die Produktion des Fahrzeugs, den Betrieb und die Entsorgung, berücksichtigt. Außerdem wird untersucht, ob zur Reduktion der CO2-Emissionen zuerst am Antriebstrang (Motor) oder bei der Energieerzeugung und deren Speicherung angesetzt werden sollte.
Die Haupterkenntnis, die Herr Prof. Rosefort bisher in seiner Forschung gewinnen konnte, war das bei allen Antriebskonzepten sich die CO2-Emissionen um mehr als 70% verringern lassen. Entscheidend ist die Erzeugung der Energie, die wiederum eng mit der Energiespeicherung verknüpft ist. Wichtig für die CO2-Minimierung ist es, Konzepte zu finden, die in der Gesamtkette zu geringen Kosten führen, damit die Marktdurchdringung und somit der Effekt auf den CO2-Ausstoß maximal ist. Welches Antriebskonzept jeweils das günstigste ist, hängt vom Einsatzgebiet, der Energiequelle und der Jahreszeit ab. Dies führt dazu, dass hybride Antriebsstränge ihre Stärken ausspielen können.
2020
Ein außergewöhnliches (Hochschul-) Jahr endete mit einer ebenso außergewöhnlichen akademischen Jahresfeier: am 03. Dezember 2020 fand der Festakt erstmalig virtuell statt. Besonders war zudem, dass nicht ein Forschungsprojekt, sondern eine ganze Arbeitsgruppe mit dem Forschungspreis 2020 prämiert wurde. Herr Prof. Dr. Jörg Thiem aus dem Fachbereich Informationstechnik durfte sich mit seiner Arbeitsgruppe Robotic Vision and Control über diese Auszeichnung freuen.
In seiner Promotion hat sich Prof. Dr. Jörg Thiem damit beschäftigt, wie der Mensch die visuellen Informationen in den Augen und dem Gehirn verarbeitet. Dies liefert weltweit in dem Themenkomplex "Computer Vision" die biologische Inspiration für technische Systeme, die das Ziel verfolgen, dem Computer das Sehen beizubringen.
Mathematische Konzepte und Algorithmen in Form von Computer-Programmen, oft Künstliche Neuronale Netze, bilden die Grundlage um z.B. Objekte in der Szene zu erkennen und deren räumliche Lage zu bestimmen.
Herr Prof. Thiem verknüpft die Bildanalyse mit Anwendungen der Medizintechnik zur Diagnose und Therapie, sowie der Robotik in all ihren Ausprägungen (Roboterarm, Drohne, Autonomes Fahren) zur Wahrnehmung der Umwelt und autonomen Navigation.
In seiner Arbeitsgruppe werden somit Forschungsprojekte in unterschiedlichen Anwendungsszenarien bearbeitet, die aber durch "Computer Vision" in hervorragender Weise verbunden sind.
Die Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen erkennen aber die Synergien in den Bereichen Drohnen, Sprachtherapie und minimal-invasiver Chirurgie und unterstützen sich gewinnbringend in der Problemfindung.