Zitat
C. Streblow-Poser, Von epischen Texten zum Ausfüllen KIgestützter Formulare. 2024 [Online]. Available: https://www.th-koeln.de/hochschule/von-epischen-texten-zum-ausfullen-ki-gestutzter-formulare_109627.php
Abstract
Von epischen Texten zum Ausfüllen KI- gestützter Formulare. Die Kinder- und Jugendhilfe im Spiegel ihrer Akten.
In der Kinder- und Jugendhilfe erhält die Schriftlichkeit Sozialer Arbeit einen besonders hohen Stellenwert, beispielsweise im Rahmen von Hilfeplanungsprozessen. Biografische Eingriffe in Leben(swelten) – beispielsweise bei Entzug der elterlichen Sorge – erfolgen ausschließlich nach schriftlicher Begründung.
Auch mit zunehmender Formalisierung enthalten Texte sozialpädagogischer Fachkräfte Elemente des Selbstausdrucks in Gestalt von Einstellungen oder auch Vorannahmen. Anhand von Beispielen jugendamtlicher Dokumentationen von Ende der 1950er Jahre bis heute wird dargelegt, wie Schreibpraktiken und Professionsentwicklung ineinandergreifen.
Der analytische Blick auf die Aktenführung unter Adaption der Dokumentarischen Methode wird nicht nur auf Aktendokumente, sondern auch auf digitale Formulare gerichtet. Auf diese Weise geht es neben dem historischen Wandel auch um die Wirkmächtigkeit von Mensch-Maschine-Interaktionen, die in bisherige Handlungsroutinen eingreifen. Standards der Profession wie Partizipation oder Ressourcenorientierung, die sich über die Zeit hinweg etablierten, werden aktuell auf eine harte Probe gestellt und fordern die Akteure in besonderer Weise heraus.
Die fakultätsübergreifende Vortragsreihe „Schriftpraktiken Sozialer Arbeit“ des Instituts für Translation und Mehrsprachige Kommunikation (ITMK, F03) und des Instituts für die Wissenschaft der Sozialen Arbeit (IRIS, F01) reflektiert die in den Handlungsfeldern kulturell und organisatorisch eingespielten Gepflogenheiten und Routinen des Berichtens durch Soziale Arbeit unter Einbezug der Fachkommunikationsforschung.