So etwas nennt man die Qual der Wahl: Gleich zwei renommierte Begabtenförderungswerke wollten den 19-jährigen Mahmoud bei seinem Medizinstudium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einem Stipendium fördern. Am Ende fiel die Entscheidung für die Studienstiftung des deutschen Volkes und gegen ein anderes großes Begabtenförderungswerk. Dass Mahmoud so weit gekommen ist, verdankt er vor allem seiner eigenen Zielstrebigkeit. Einen Anteil hatte auch die Beratung durch das TalentScouting der FH Dortmund.
Dabei ist es dem jungen Mann wichtig, das Stipendium mit Augenmaß in seiner Bildungslaufbahn zu verorten: „Mein Traum war es immer, Medizin zu studieren und es war die größte Freude meines Lebens, als ich die Zusage für den Studienplatz bekam. Ein Stipendium war für mich demgegenüber nie ein eigenständiges Ziel. Zwar bin ich glücklich darüber, aber ich sehe darin eher eine Art Rolltreppe: Auch über eine normale Treppe käme ich ans Ziel, mit dem Stipendium geht das etwas komfortabler.“
"Ein Stipendium war für mich demgegenüber nie ein eigenständiges Ziel. Zwar bin ich glücklich darüber, aber ich sehe darin eher eine Art Rolltreppe: Auch über eine normale Treppe käme ich ans Ziel, mit dem Stipendium geht das etwas komfortabler."
Dazu muss man wissen, dass Mahmouds Werdegang das Gegenteil von komfortabel war: 2012 ließ er seine vom Bürgerkrieg zerrüttete Heimat Syrien hinter sich, im Sommer 2017 kam er nach einer Odyssee mit Stationen in Ägypten und der Türkei schließlich in Deutschland an.
Mit guten Weggefährt*innen zum 1,0-Abitur
Nur drei Jahre später machte er am Gymnasium an der Schweizer Allee (GadSA) das Abitur mit der Traumnote 1,0 – ein Beleg für die unglaubliche Zielstrebigkeit und Willensstärke des jungen Mannes, den zudem die Offenheit für gute Weggefährt*innen auszeichnet: Der pensionierter GadSA-Lehrer Franz-Joseph Schwering gab Mahmoud Nachhilfe in Deutsch, Englisch und Philosophie, beim Jugendmigrationsdienst Dortmund hatte er in Vinka Slisko eine verlässliche Ansprechpartnerin.
"Ich bin kein Mensch, der jedem gefällt. Und die Tatsache, dass mein TalentScout Sonja Hunscha mir mit Freude geholfen hat, war sehr schön. Egal, wann ich mit ihr reden wollte, es war immer ein Gespräch möglich. All diese Unterstützungen kommt aus Interesse und einem großen Herzen heraus."
Seit der Q 1 war dann auch TalentScout Sonja Hunscha für Mahmoud eine wichtige Bezugsperson. „Ich war in der Q 1 zwar gut, hatte einen Durchschnitt von 1,4 – für einen Medizinstudienplatz war das aber nicht gut genug. Das hat mir große Sorgen gemacht“, gibt Mahmoud einen Einblick in seinen Weg zum TalenScouting. Sonja Hunscha ist er sehr dankbar für die Begleitung in den folgenden Jahren: „Ich bin kein Mensch, der jedem gefällt. Und die Tatsache, dass Frau Hunscha mir mit Freude geholfen hat, war sehr schön. Egal, wann ich mit ihr reden wollte, es war immer ein Gespräch möglich. All diese Unterstützungen kommt aus Interesse und einem großen Herzen heraus.“
Zusagen von zwei Begabtenförderungswerken
Nachdem sich im Verlauf der Q 2 abzeichnete, dass Mahmoud auf die Abitur-Bestnote zusteuerte, rückte das Thema Stipendium in den Fokus der Beratungen. „Da ich mich selbst wenig mit anderen vergleiche, wusste ich nicht, wie gut meine Chancen sein würden. Als meine Endnote feststand, bot Frau Hunscha an, dass sie mich bei der Studienstiftung vorschlägt.“ Seit 2017 hat jeder NRW-Talentscout das Recht, pro Kalenderjahr ein Talent für die Förderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes zu nominieren. Mahmoud nahm das dankbar an, bewarb sich parallel eigeninitiativ bei einem anderen großen Begabtenförderungswerk, das ein spezielles Programm für Geflüchtete in ihrem Portfolio hat. Überzeugen konnte er bei beiden Institutionen.
"Bei der Studienstiftung kann ich Kontakte zu Menschen knüpfen, die in irgendeiner Weise besonders und erfolgreich sein sollten – es ist der Anspruch der Stiftung, diese Menschen zu versammeln. Meine Hoffnung ist es, mit diesen Menschen Gedanken auszutauschen, vielleicht sogar Lebensfreunde zu gewinnen."
Von Anfang an galt Mahmouds Aufmerksamkeit dem Potenzial der Stiftungen, ihren Stipendiat*innen Netzwerke zu bieten, das floss schließlich auch in seine Entscheidung ein: „Bei der Studienstiftung kann ich Kontakte zu Menschen knüpfen, die in irgendeiner Weise besonders und erfolgreich sein sollten – es ist der Anspruch der Stiftung, diese Menschen zu versammeln. Meine Hoffnung ist es, mit diesen Menschen Gedanken auszutauschen, vielleicht sogar Lebensfreunde zu gewinnen.“ Selbstverständlich ist auch der finanzielle Baustein des Stipendiums attraktiv: So kann die Studienstiftung Mahmoud bei seinem Vorhaben unterstützen, kostenintensive Praktika ebenso wie die Famulatur im Ausland zu absolvieren.
"Mein größtes Ziel ist es, mein Studium abzuschließen und ein guter Chirurg zu werden"
Als sehr herausfordernd hat Mahmoud das digitale Auswahl-Wochenende empfunden. „Es ist sehr schwierig, wenn man in einem 10 qm-Zimmer sitzt, sich auf einen kleinen Bildschirm konzentriert und alles andere um sich herum ausblenden muss. Man muss sich in das Verfahren physisch hineinversetzen, obwohl es ja nur ein digitaler Prozess ist. Das alles war wie ein von der Realität abgekoppelter Traum.“ Immerhin konnte er auf wertvolle Informationen zurückgreifen, die er beim Vorbereitungsworkshop des TalentScoutings gesammelt hatte. So wusste er, dass die zeitliche Obergrenze für die Selbstpräsentation auch tatsächlich auf die Sekunde einzuhalten war.
Für die vor ihm liegenden Zeit als Stipendiat hofft Mahmoud, dass die Corona-bedingte Festlegung auf digitale Formate so bald wie möglich aufgehoben werden kann. „Ich bedauere es sehr, dass ich die ideellen Angebote kaum wahrnehmen kann. Wenn man beispielsweise zu Hause sitzt und einen Online-Sprachkurs macht, dann ist das nur noch bedingt ideelle Förderung. Und auch das Kontakteknüpfen ist über den Bildschirm schwierig.“
Gefragt nach seinen persönlichen Zukunftszielen, antwortet Mahmoud mit großer Präzision: „Mein größtes Ziel ist es, mein Studium abzuschließen und ein guter Chirurg zu werden – nicht mehr und nicht weniger.“