Stromerzeugung ohne Kernkraft, Kohle und Gas – kann das funktionieren? Mit dem aktuellen Stromnetz? Beim 9. Absolvent*innentreffen des Fachbereichs Elektrotechnik erlebten die Teilnehmenden eine energiereiche Doppel-Vorlesung zur Energiewende. Und dazu die klare Botschaft: Die ausgebildeten Ingenieur*innen der FH Dortmund werden für diese Mammutaufgabe nicht erst seit der aktuellen Energiekrise dringend gebraucht.
Nach zuletzt pandemiebedingter Absage fand das Treffen am 18. November 2022 wieder in Präsenz an der Sonnenstraße satt – zur Freude von Prof. Dr. Georg Harnischmacher, dem Alumni-Beauftragten des Fachbereichs. Mehr als 100 ehemalige Studierende waren der Einladung gefolgt. Aufgrund dieses großen Interesses wurden die Fachvorträge des Alumni-Treffens in den größten Hörsaal auf dem Campus verlegt.
Herausforderungen der Energiewende
Dort skizzierte Dr. Hans-Christoph Funke (Öffnet in einem neuen Tab) , Honorarprofessor am Fachbereich, die Herausforderungen beim Ausbau erneuerbarer Energien. Um den Strombedarf zu decken, müsse Deutschland drei Mal so viel Photovoltaik-Anlagen, doppelt so viele Windkraftanlagen an Land und vier Mal so viele Windräder auf See errichten, als zu den besten Jahren des Ausbaus grüner Energieträger. „Wenn wir zwei Prozent der Landfläche für Windkraft zur Verfügung stellen wollen, klingt das zunächst wenig – lässt sich aber nicht konfliktfrei erreichen“, so Prof. Funke. Es brauche darum auch gesellschaftliche Veränderung. Zugleich seien Kompromisse beim Naturschutz oder die Abstände zur Wohnbebauung nur eine von vielen Herausforderungen. „Stand heute benötigen wir allein in Deutschland 13 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten an Windrädern pro Jahr“, rechnete er den Absolvent*innen vor. „Wir sind aber nicht die einzigen Interessenten.“
Schwankung, Grundlast, Netz-Engpässe
Prof. Dr. Georg Harnischmacher (Öffnet in einem neuen Tab) befasste sich im Anschluss mit dem Stromnetz. Er zeigte Grafiken zur Schwankung bei der Erzeugung, zur Grundlast, zu Netz-Engpässen. Für viele der Zuhörenden gehören diese Herausforderungen zum Alltagsgeschäft, sie arbeiten bei Netzbetreibern und Strom-Erzeugern.
In den Zielen zum Ausbau erneuerbarer Energien sei der Netzausbau nicht hinreichend berücksichtigt, betonte Prof. Harnischmacher. „Von den aktuellen Plänen zum Netzausbau realisieren wir derzeit gerade mal vier Prozent pro Jahr“, so der Wissenschaftler. „Und diese Pläne beruhen noch nicht mal auf dem Ziel, 100 Prozent regenerative Energien zu nutzen.“ Um sich von fossilen Energieträgern gänzlich lösen zu können, reiche es auch nicht nur mehr Geld bereitzustellen, so die beiden Lehrenden. Es bedarf technischer Innovationen, da die derzeitige Stromversorgung ohne einen Mindestanteil konventioneller Erzeugung gar nicht möglich ist. Zu diesen werden die Absolvent*innen des Fachbereichs sicherlich einen Beitrag leisten.
Austausch und Gespräche
Nach der gut einstündigen Power-Vorlesung gab es für die Teilnehmende noch genügend Zeit für einen intensiven Austausch – nicht nur zur Energiewende. Das Studierendenwerk hatte im Zwischentrakt von Haus A ein großes Buffet aufgebaut, das vom VDE Bezirksverein Rhein Ruhr gesponsert wurde. Und an den Stehtischen kamen die ehemaligen Studierenden und zahlreiche Lehrende des Fachbereichs ins Gespräch.